WR-AI-TING

Kreatives Schreiben mit KI-Tools in Schul- und Museumskontexten - Gestaltungsmöglichkeiten für den Umgang mit Potenzialen und Risiken digitaler Innovationen in der kulturellen Bildung 

Projektlaufzeit:
01.2024 bis 12.2026

 

Projektbeschreibung:

WR-AI-TING adressiert Potenziale und Risiken Künstlicher Intelligenz (KI) in der kulturellen Bildung exemplarisch anhand KI-unterstützter literarisch-kreativer Schreibszenarien.

Fragestellungen und Ziele

Die hohe technische Fortschrittsdynamik im Bereich sprachlicher KI wirft Fragen ihrer zukünftigen Rolle im Kontext kultureller Bildungsprozesse auf. Wichtige Aspekte digitaler Transformationen durch Sprach-KI umfassen den Umgang mit der (fehlenden) „Bedeutung“ KI-generierter „Werke“, ihre Urheberschaft und Kreativität, sowie die Akzeptanz von KI in künstlerisch-kreativen Kontexten. Auch mögliche Abhängigkeiten einer sinnvollen KI-Unterstützung von Sprachhintergrund oder -kompetenz der Nutzenden könnten aufgrund sprachlich-kultureller Transformationen der Gesellschaft von hoher Bedeutung sein. Fragen der räumlichen Zugänglichkeit KI-unterstützter kultureller Bildungsangebote werden adressiert, indem kreatives Schreiben bei Jugendlichen in Museumskontexten sowie schulischen Zusammenhängen untersucht wird. 

Vorgehen

WR-AI-TING zeichnet sich durch eine innovative Kombination interdisziplinärer Forschungsansätze aus Literaturwissenschaft, Museumspädagogik, Deutsch- und Schreibdidaktik, Instruktionspsychologie, Kreativitätsforschung sowie Computerlinguistik aus, verwendet ein breites Arsenal qualitativer und quantitativer Methoden und beruht auf der Vernetzung universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen mit Schulen, Museen und Bildungsadministration.

 
Übersicht der Kooperationsparter und ihrer Teilprojekte:
Revisionsgespräche in digitalen und KI-gestützten Arrangements kreativen Schreibens

Ausgangslage

Die empirische Schreibforschung zeigt, dass das Erproben ästhetischer „Muster“ bei Schülerinnen und Schülern (SuS) bereits in der Primarstufe ästhetisch-literarische Kompetenzen anregt und das “schreibende Verarbeiten” (Graham & Hebert 2010) auch Rückwirkungen auf das Lesen von Texten hat. Digitales Schreiben kann hier nicht nur die Entwicklung von Schreibkompetenz, sondern auch einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien fördern (Becker-Mrotzek et al. 2020, Schrenker 2016). Aktuell sind Schreibaufgaben in erster Linie für pragmatische Textsorten empirisch untersucht worden (Anskeit, 2019; Bachmann & Becker-Mrotzek 2010; Rüßmann, 2018), bezüglich literarischer Texte besteht deutlicher Forschungsbedarf. Kreatives und produktionsorientiertes Schreiben ist seit der Rezeptionsorientierung im Unterricht etabliert, könnte aber deutlich stärker für ästhetische Reflexions- und Urteilsprozesse genutzt und gegenstandsspezifisch profiliert werden. Anstelle der bisherigen (unterrichtlichen) Produktorientierung, die letztlich individuelle Begabungen fokussiert, sollte vielmehr bei erlernbaren Gestaltungskompetenzen und einer Fokussierung der Schreibprozesse angesetzt werden. Diesbezüglich wird stärker das Repertoire und die Gemachtheit literarischer Formen diskutiert und erprobt. Im Projekt steht daher das Überarbeiten im Zentrum der Schreibsituation – nicht nur um eine Könnensperspektive für alle Lernenden mit unterschiedlichen Ausgangsbedingungen zu eröffnen, sondern auch um ästhetische Kommunikation zu fördern und die Urteilskompetenz mit Bezug auf die Qualität von Texten zu fördern. Textformen sind immer auch Lernformen, insofern das besondere Potential für (ästhetische) Aneignungsprozesse auf ihrem medial-konzeptionellen Ermöglichungs- und Anforderungsprofil liegt (Pohl & Steinhoff, 2010). Zudem tauch KI in einem ästhetisch bildenden Schreibkontext bisher weder in den Diskursen der Mediendidaktik Deutsch noch in Publikationen zum kreativen und literarischen Schreiben innerhalb der Deutschdidaktik auf, so dass hier echte Innovationen möglich sind.

Ziele

Vor dem Hintergrund jüngster deutschdidaktischer Diskussionen um ChatGPT möchte die Feldstudie die Interaktion in der literarisch-kulturellen Praxis anhand von Revisionsgesprächen in digitalen und KI-gestützten Arrangements kreativen Schreibens untersuchen. Ziel ist es dabei, zu eruieren, welche auf Literatur und KI-Technologien bezogenen Deutungsmuster und implizite Orientierung von SuS und Lehrkräften in Überarbeitungsprozessen kreativ-literarischer Texte sichtbar werden. Gemeinsam mit den anderen Projektinstitutionen wurden hierfür didaktische Unterstützungsszenarien entwickelt, die SuS der Sekundarstufe II (Klasse 10-12) anhand textlicher/bildlicher Schreibanregungen zu literarischen Schreib- und Überarbeitungsprozessen im Schul- und Museumskontext anregen sollen. Aus deutschdidaktischer Perspektive wird hier insbesondere der Frage nachgegangen, ob und wenn ja, welchen Einfluss außerschulische Lernorte wie das Literaturmuseum, kollaboratives Arbeiten und ein KI-unterstütztes Schreibsetting auf die Überarbeitungsprozesse von Schülerinnen und Schülern haben. Zur Evaluation der jeweiligen Schreibszenarien werden daher anschließend die unterschiedlich profilierten Arrangements miteinander verglichen werden (museale vs. schulische; digitale Medien vs. KI; lehrergeleitetes vs. kollaboratives Revisionsgespräch), um festzustellen, wie KI-Tools zum kreativen Schreiben in unterschiedlichen Kontexten der kulturellen Bildung wirken. 

Vorgehen

Es werden in allen Kontexten strukturierte Schreibgespräche audio- und videographiert, um Orientierungsmuster (dokumentarische Methode) beim Zusammenspiel ästhetischer Gestaltungs- und Beurteilungsprozesse in der Textüberarbeitung zu analysieren. Auf diese Weise kann sowohl eruiert werden, ob es in der Wahrnehmung und Nutzung von KI-Tools Unterschiede, z.B. zwischen Lehrkräften und SuS gibt, als auch, wie diese konkret mit ästhetischen Urteilsfähigkeiten verbunden sind. Zum anderen kann eine präzise qualitative Bestimmung des konjunktiven Erfahrungsraums in der Nutzung von KI erfolgen, die dem handlungsorientierten Ansatz der Akteure methodologisch Rechnung trägt. Zudem kann die performative Logik der ästhetischen Erfahrungen beim Schreiben auch im jeweiligen Lernraum erschlossen werden, sodass Fragen der Übertragung des Schreibarrangements realitätsnah beantwortet werden können. Dieses Vorgehen entspricht auch dem Ziel, dass in der kulturellen Bildung grundsätzlich nicht nur aus Text- bzw. Gegenstandsperspektive, sondern über den ästhetischen Erfahrungsraum und damit über die Teilhabe (möglichst) vieler Rezipient:innen argumentiert werden muss. 

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Lucas Möller