Barrieren in der Musikschule überwinden - Selbstwirksamkeit durch digitale Lernunterstützung stärken: Gelingensbedingungen, Nutzungsszenarien und Messinstrumente
Projektlaufzeit:
01.04.2024 bis 31.12.2026
Ausgangslage
Die Musikausbildung ist eine wesentliche Säule unserer kulturellen Bildung. Musikschulen tragen maßgeblich dazu bei, indem sie musikalische Kompetenzen fördern und zur außersprachlichen Verständigung beitragen. In einer zunehmend postdigitalen Welt suchen Musikschulen nach Wegen, traditionelle Unterrichtsmethoden mit den Möglichkeiten digitaler Technologien zu verbinden. Vor allem der Aspekt des häuslichen Übens stellt eine große Herausforderung dar. Oft fehlt es Eltern an musikalischen und digitalen Kompetenzen, um ihre Kinder beim Üben zu unterstützen. Genau hier setzt das Verbundprojekt MusiGeNuM an, das sich der Entwicklung digital unterstützter Lern- und Übeszenarien widmet, die nicht nur den Lernprozess effektiver gestalten, sondern auch die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit fördern.
Projektidee
Das Projekt MusiGeNuM verfolgt das Ziel, durch die Entwicklung eines digitalen Lernassistenten die Selbstwirksamkeit von Schüler:innen zu fördern und den Lernprozess beim häuslichen Üben autonomer zu gestalten. Dieser digitale Lernassistent soll sowohl Schüler:innen als auch Lehrkräften klare Strukturen und Feedbackmechanismen bieten, um das Üben effektiver zu gestalten und digitale Kompetenzen gezielt zu fördern. Der Fokus liegt dabei auf der Verbindung traditioneller Musikausbildungsmethoden mit den Potenzialen digitaler Technologien, um den Lernprozess nachhaltig zu verbessern.
Ziele
Das Projekt MusiGeNuM verfolgt das übergeordnete Ziel, die Selbstwirksamkeit von Schüler:innen durch digitale Lernunterstützung zu stärken und Barrieren im Musikunterricht abzubauen. Zentral ist dabei die Erforschung von Gelingensbedingungen und Nutzungsszenarien digital unterstützter Lernszenarien. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Übeprozesse und der Notenlesekompetenz, wobei digitale Technologien wie ein interaktiver Lernbegleiter und Eye-Tracking-Verfahren eine zentrale Rolle spielen. Konkrete Teilziele sind:
Stärkung der Selbstwirksamkeit
Mittels digitaler Hilfsmittel sollen Schüler:innen befähigt werden, ihren Lernprozess selbstständig zu gestalten. Die digitalen Werkzeuge bieten klare Strukturen und gezieltes Feedback, wodurch der Lernfortschritt dokumentiert und gesteigert werden kann.
Entwicklung eines digitalen Übebegleiters
Ein zentraler Aspekt des Projekts ist die Entwicklung eines digitalen Lernassistenten, der Schüler:innen beim häuslichen Üben unterstützt und Anleitungen zu effektiven Übestrategien bietet. Der Übebegleiter soll Lehrkräfte entlasten und den Schüler:innen die Möglichkeit geben, autonom und effizient zu üben.
Förderung der Notenlesekompetenz
Durch den Einsatz von Eye-Tracking sollen die Prozesse des Notenlesens analysiert und didaktische Hilfestellungen entwickelt werden, die Lehrenden und Lernenden helfen, effektive Strategien für das Notenlesen und das Blattspiel zu entwickeln.
Erhöhung der Chancengleichheit
Digitale Lernhilfen sollen vor allem Schüler:innen aus weniger privilegierten Haushalten unterstützen, deren Eltern keine musikalischen oder digitalen Fähigkeiten haben, um ihre Kinder beim Üben zu fördern. Ziel ist es, die Übekultur zu transformieren und Bildungsgerechtigkeit zu schaffen.
Methoden
Das methodische Instrumentarium der Bildungsforschung wird genutzt und erweitert, um die Selbstwirksamkeit im instrumentalen und vokalen Lernen, die Wirksamkeit von Interventionen und die Rolle der Digitalkompetenz zielgenauer überprüfen zu können. Dabei wird die Eye-Tracking-Technologie eingesetzt, um die Blickbewegungen von Schüler:innen beim Notenlesen zu analysieren. Diese Daten helfen dabei, effektive Strategien für das Blattspiel zu identifizieren und in die Musikschul- sowie individuelle Übepraxis zu integrieren. Das Projekt verfolgt einen interdisziplinären Ansatz: Die Professur für Musikpädagogik untersucht die sozialen und fachdidaktischen Aspekte, während die Professur für Information Systems Engineering für die Konzeption und Entwicklung der digitalen Technologien verantwortlich ist.
Netzwerk und Transfer
Das Projekt MusiGeNuM wird durch ein breites Netzwerk aus Forschungs-, Praxis- und Erprobungspartnern unterstützt. Der Ergebnistransfer erfolgt sowohl in die Forschung als auch in die praktische Musikausbildung. Best-Practice-Beispiele werden erstellt und dienen als Leitfaden für die Implementierung digital unterstützter Lehrmethoden an Musikschulen.